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Ich werde die Gedanken nicht los

Seit Tagen versuche ich mein Bestes.
Ich räume mein Zimmer auf, schon zum sechsten Mal.
Ich putze die Fenster und spüle das Geschirr.
Doch es nützt nichts, ich bekomme dich nicht aus meinem Kopf.
Es sind Kleinigkeiten, Schnipsel die ich finde wie ein Puzzle von Dir.
Zettel auf die du gekritzelt hast,
Haare in der Bürste und dieser Fleck auf meinem Kopfkissen, als du Nasenbluten hattest.
Ich kann dich nicht vergessen.
Ich gehe einkaufen. Versuche mich zu kontrollieren,
doch schon wieder sehe ich dich,
aus den Schaufenstern blickst du mich an und ich gehe hinein,
berühre die steife Puppe um zu begreifen.
Ich stehe da, Hand in Hand und die Zeit steht still.
Zuhause setze ich mich auf die linke Seite der Coach, deine Seite.
Die andere bleibt leer.
Nach einer viertel Stunde schalte ich den Fernseher aus,
denn ich weiß nicht ob dieser Kanal überhaupt belegt war.
Es klingelt an der Tür.
Ich drücke den Öffner und warte auf deine Stimme,
doch ich weiß genau es ist der Kundendienst wegen der kaputten Waschmaschine. Nach einer halben Stunde ist er fertig.
In der Hand die Rechnung und den Bügel deines BH´s den du neulich noch gesucht hast. Ich bewahre ihn auf.
Ich habe noch so vieles von dir, in der Schublade und in meinem Kopf.
Die Schublade zu leeren wäre nicht so schwer.
Müde sinke ich in mein Bett und versuche zu schlafen.
Es geht nicht. Ich rieche dich in meinem Kissen,
rolle die Decke ein und gebe ihr deinen Namen.
Ich lehne mich an, merke dass du frierst und lege meinen Arm um dich.
Kurz danach bist du eingeschlafen und ich höre dir dabei zu bis der Wecker klingelt. Der Tag bringt Klarheit.
Du bist nicht hier und ich habe mich erkältet.
Als ich das S-Bahn Ticket löse entdecke ich den Pfandbon in meinem Geldbeutel. Habe ihn wohl vergessen an der Kasse einzulösen.
11 Flaschen, 2 Euro und 85 Cent. Dein Geburtsdatum.
Es nützt nichts. Ich muss fort.
Doch wohin gehen wenn man sein Ziel aus den Augen verloren hat?
Ich laufe los doch der Bahnhof bringt dich zurück.
Ich sehe dich in den Fenstern des vorbeifahrenden Zuges und ich warte bis die Lichter in der Dunkelheit erblinden.
Doch du bist noch da, ich höre dich, nicht laut aber der Wind trägt das Säuseln deiner Stimme direkt an mein Ohr.
Ich kauere mich neben die kaputte Telefonzelle und warte auf deinen Anruf.
Der Bahnhof wird geschlossen und man schickt mich fort.
Die Straßen sind leer und ich fühle mit ihnen.
Der Bordstein rückt und macht mir Platz.
Ich setze mich dankend und verschmelze mit dem Asphalt.
Als ich erwache bin ich wieder Mensch, fast, denn in meiner Brust wohnt noch dieser Klumpen Teer.


© d.h.







Dieser Tag im Juli

Ich schließe meine Augen und atme ein.
Ich kann es nicht begreifen, doch ich bin glücklich.
Ich bin glücklich und ich hoffe diese Platte nimmt kein Ende.
Und ich tausche meine Trauer gegen diesen Augenblick.
Sie fragt mich: warum weinst du?
Ich sage: ich bin glücklich.
Und ich kann es spüren,
als würde das Leben gebündelt wo ein Lachen stand,
und ich lasse mich treiben.
Still liege ich neben ihr.
Meinen Körper an ihrem und ich weiß nichts mehr.
Ich atme den Duft ihrer Haare,
spüre meinen Herzschlag auf ihrer Haut und fühle das Glück.
Ich kann die Nackenhärchen sehen, die sich in meinem Atem wiegen.
Ich schließe meine Augen und erwache aus der Einsamkeit.
Ich küsse ihre Schulterblätter. Es müssen Flügel sein.
Ich halte mich fest und spüre wie ich diese Welt verlasse.


© d.h.






Mitch der Biber

Mitch hatte es satt. Er wollte endlich eine feste Freundin haben. Eine für immer. Es war jedesmal das gleiche gewesen. Zuerst verliebt man sich in ein dentales Bibermädchen, raspelt Süßholz und andere Köstlichkeiten und dann, wenn man sich genug auf den Zahn gefühlt hat, entdeckt man das Karies in seiner wahren Gestalt. Es folgt der Schmerz. Güter – Trennung. Man muss sich gar nichts vormachen, Biberbräute haben einfach die besseren Karten. Mitch hatte das jetzt schon zwei Mal am eigenen Pelz erfahren. Jedesmal dachte er sich: „Junge, Schwanz einziehen macht keinen Sinn, es wird schon weitergehen.“ Und es ging weiter. Weiter bergab. Rezession. Diesmal hatte er seinen Tiefpunkt erreicht. Er war älter geworden, verlor sich im Selbstmitleid und seinen Job im Baumarkt. Was sollte er nur machen. Einen Job zu finden war nicht mehr so einfach wie früher. Einheimisches Holz war unrentabel geworden für die Möbelindustrie. Zu teuer. Tropenholz ist angesagt. Ein Zahnstocher aus einem Baum, so billig sind die dort, dass Sparen keine Rolle spielt. Ade Standort Deutschland, hallo Arbeitsamt. Nun bereute es Mitch zu tiefst damals nicht studiert zu haben. Er hatte es sich vorgenommen. Ingenieur der Architektur. Er hatte auch schon Holz gesammelt – für die Diplomarbeit. Doch dann kam die erste Frau in sein Leben und seine Pläne auf den Scheiterhaufen - neben das gesammelte Holz welches nun zum Bau der ersten gemeinsamen Hütte herhalten musste. Aus der Hütte wurde eine Burg und aus dem netten Mädel eine habgierige Alte mit mächtig Haaren auf den Zähnen. Und das störte Mitch – vor allem beim küssen. Es war also Zeit gewesen die Dämme zu brechen. Auf zu neuen Ufern. Seine Frau brach ihm noch den Schwanz und warf ihn in den Teich. Dort trieb er umher, bis er den Zufluss einer Wasserkraftanlage verstopfte, nachdem er sich gerade noch so aus den Fängen eines Wasserrades befreien konnte. Das Rad hatte ihm ziemlich zugesetzt, denn kaum war er dort angekommen, bekam er einen mächtigen Schlag auf den Kopf. Ohnmacht. Absinken. Auftreiben. Zack und von vorne. Replay. Er überlebte nur weil er mit seinem zerissenen Schwanz an einer Schaufel hängengeblieben war und diese ihn auf die andere Flussseite katapultierte. Er sah schon seinem Ende entgegen als sie ihn mit einem Haken aus dem Zufluss fischten, nachdem sie es mit drecklösenden Chemikalien versucht hatten. „Was ´n das für ´n nasser Klumpen?“, hatten sie gesagt und ihn achtlos weggeworfen. „Warscheinlich ist es sogar gut dass ich so entstellt bin – am Ende hätten sie sonst noch ´ne Mütze aus mir gemacht.“ Das dachte Mitch früher. Heute hätte er nichts gegen eine Mütze einzuwenden. Die Wunden verheilten und es blieb nur bei einer Narbe über dem linken Auge. Einige Wochen später wurde sein Trauma Frauen gegenüber durch seinen natürlichen Instinkt verdrängt. Er wurde wieder Bibergeil. Also packte er seine Sachen und machte sich auf die für Biberjungs übliche ca. 100 km lange Wanderung um eine neue Frau zu finden. Die Liebe traf ihn wie der Schlag. Er wurde von einem Baum getroffen, an welchem sich ein Bibermädchen zu schaffen gemacht hatte. Zuerst tobte er vor Wut und machte ihr Vorwürfe weshalb sie sich nicht an die allgemeine Waldverordnung halten und das vorgeschriebene „VORSICHT – BAUM FÄLLT!“ schreien würde. Dann aber bemerkte er dass sie stumm war. Die Gebärden hatten sie verraten. Da traf ihn ein Baum zum zweitenmal. Jetzt wusste er auch was diese Gebärden bedeutet hatten. Völlig niedergeschlagen schaute er dem Mädchen in die Augen. Er fühlte keinen Schmerz. Er war verliebt. Und gelähmt - aber zum Glück nur kurz. Mitch war im siebten Himmel. Das Girl war seine absolute Traumfrau. Sie hatte strahlend weiße Zähne, deren reflektierendes Licht ihn blendete sobald sie lächelte. Er zog die Sonnenbrille auf. Sie beugte sich über ihn um ihn zu verarzten.
„Mächtig Holz vor der Hütte, und anschreien kann sie mich auch nicht. Die will ich haben!“ dachte er sich. Jedoch gehören da ja immer noch zwei dazu. Er war schon überzeugt, aber wie sah es bei ihr aus. Mitch dachte nach. Er versuchte sich an die Tips des Beavermagazins zu errinnern, welches er sich damals gekauft hatte als er sein erstes Häuschen baute. Hintendrin waren neben einem Pin-Up-Bibergirl noch ein paar Tips wie man eine ähnliche abbekommen konnte. Er musste lachen weil er sich an die Ausreden gegenüber seiner damaligen Frau erinnerte: „Ich kaufe mir das Heft nur wegen den guten Artikeln und Berichten.“

Tip 1: Frage sie nach ihrem Namen
Tip 2: Lade sie zum Essen ein
Tip 3: Füll sie ab mit billigem Stoff
Tip 4: Miete ein Hotelzimmer damit deine Frau nichts erfährt,
        denn wo gehobelt wird fallen Späne

Tip 4 konnte Mitch schon einmal vergessen, denn er hatte keine Frau.
Tip 3 fand er auch bescheuert, da er von billigem Stoff immer Kopfweh bekam. Migräne. Nicht gut für die Liebe. Also nahm er sich nur die ersten beiden Tips zu Herzen.
Nachdem er ihr ein Blatt und einen Stift zwecks Kommunikation zur Verfügung gestellt hatte, wusste er auch schon ihren Namen. „Beavy“ – süß. Also sagte er: „Hey Kleine, wie wär´s wenn Mitch und Bifi essen gehen?“ Sie willigte ein, denn sie fand den Wortwitz klasse. Außerdem sah er echt gut aus mit der Narbe über dem Auge. Scarface. Sie hatte eine Gänsehaut bekommen. Also gingen sie Essen. Chinesisch. Es schmeckte ihr sehr gut. Wegen den Stäbchen. Und Mitch hatte wieder eine Frau.
Zwei Jahre später war alles aus. Man hatte sich nicht mehr richtig verstanden. Auch chinesisch Essen gehen konnte die Beziehung nicht mehr kitten. Die Stäbchen wurden mittlerweile aus Plastik hergestellt, da dem Restaurant das Besteck ausgegangen war. Also wieder allein. Es musste doch irgendwo die wahre Liebe geben. Etwas von Dauer. Zusammen alt werden. Kinder. Familie. Stammbaum. Mitch saß vor seinem Stumpf im Wald. Er hatte ihn total angespitzt, denn er wollte sich von dem nächstbesten Baum auf ihn herabstürzen. Vor lauter selbst zerstörerischem Autismus hatte er aber die Waldarbeiter nicht bemerkt, welche in kurzer Zeit alle Tannen im Umkreis von 50 Metern gefällt hatten. Und soweit konnte er beim besten Willen nicht springen. Da sah er dieses Girl. Es war ziemlich hübsch und einsam. Sie lehnte sich an einen liegenden Baum und ließ das Köpfchen traurig hängen.
Da dachte sich Mitch: „O.K. probier ich´s halt nochmal – aber nur weil morgen Weihnachten ist und es so lange dauert bis die Bäume wieder wachsen.“

© d.h.






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